Hotel Utopia

Ein interaktives Gesellschaftsspiel
über Grenzen, Bürokratie und den Wert von Pässen


von Christiane Mudra



URAUFFÜHRUNG
6. November 2023,
weitere Vorstellungen: 7.-12. November 2023

Tickets

Berlin-Premiere am 29. November 2023,
weitere Vorstellungen 30. November - 3. Dezember 2023
Tickets
Achtung 3 Anfangszeiten: 19:00/19:20/19:40h




"Der Pass ist der edelste Teil von einem Menschen. Er kommt auch nicht auf so eine einfache Weise zustand wie ein Mensch. (...) Dafür wird er auch anerkannt, wenn er gut ist, während ein Mensch noch so gut sein kann und doch nicht anerkannt wird."
Bertolt Brecht, Flüchtlingsgespräche 1940/41

Der "Asylkompromiss" an den EU-Außengrenzen ist die größte Verschärfung des Asylrechts seit 30 Jahren und veranschaulicht abermals die "Sortiermaschinen" vor der "Festung Europa". Seit Beginn des Krieges in der Ukraine ist eine Debatte um die Ungleichbehandlung von Geflüchteten in Deutschland entbrannt, auch in Hinblick auf Drittstaatler*innen aus der Ukraine. Zudem sind die von diversen Oligarch*innen käuflich erworbenen EU-Staatsangehörigkeiten, die “goldenen Pässe”, erneut in den Fokus gerückt,
Ein in Deutschland geborenes Kind staatenloser Eltern hingegen ist auch heute staatenlos.
In „Hotel Utopia“ laden die Regisseurin Christiane Mudra und das Ensemble die Teilnehmer*innen zum Perspektivwechsel ein. Ausgestattet mit Pässen unterschiedlicher Staaten und auf echten Biographien basierenden Daten begeben sich die Zuschauer*innen in einem kafkaesken Transitraum auf die Suche nach Anerkennung in einem neuen Land und begegnen den Herausforderungen der deutschen Willkommenskultur.

Wofür steht ein Pass?

Erfahrungsberichte von Geflüchteten und Migrant*innen sowie Hintergrundgespräche mit Expert*innen sind ebenso in den Abend verwoben wie Informationen zu dysfunktionalen Abläufen, überlasteten Sachbearbeiter*innen, Willkür in Aufnahmeprogrammen und Smart Borders.Der Abend behandelt Staatenlosigkeit und Mehrstaatigkeit, Intransparenz, strukturellen Reformbedarf sowie die Auswirkungen fragwürdiger "Rücknahmedeals", nicht sanktionierter Push-Backs an den EU-Grenzen und tief verankerter kolonialer Muster.

Zugrunde gelegt wird die Fiktion der Nichteinreise.

Auf ihrer individuellen Reise durch Wartebereiche und Amtsstuben werden die Teilnehmer*innen mit unverständlichen Regelungen, Kontrollen, Ungewissheit und Ohnmacht konfrontiert. Sie begegnen wahren Geschichten von Flucht und Migration, Vorurteilen und Willkür und erleben individuelle (Un-)Freiheit je nach Staatsangehörigkeit, weltpolitischer Lage oder Ranking im "Pass-Index".

Nach SELFIE & ICH, einem Abend über psychische Erkrankungen, Leistungsgesellschaft und Glücksterror in Haidhauser Privatwohnungen ist "Hotel Utopia" der zweite Teil einer Trilogie, die sich mit der De-Facto-Bewertung von Menschen in der "Wertegemeinschaft" auseinandersetzt.

Kontext

Das Versagen bei der Evakuierung afghanischer Ortskräfte und Menschenrechtsaktivist*innen im Sommer 2021 hat den Wert eines Reisepasses, der im Extremfall über Leben und Tod eines Menschen bestimmen kann, ebenso verdeutlicht wie die illegalen Push-Backs an den europäischen Außengrenzen, die sich z.B. durch das Vorgehen der griechischen Küstenwache und Frontex im Mittelmeer zugespitzt haben.
 
Auch in Deutschland lebende Menschen, die keinen deutschen Pass besitzen, sind regelmäßig mit widersprüchlichen Verfahren konfrontiert. So droht zum Beispiel vielen in Deutschland geborenen Menschen mit türkischem Pass der Verlust des Aufenthaltstitels, wenn sie Deutschland für mehr als sechs Monate verlassen.
Im Falle des unschuldig in Guantanamo internierten Bremers Murat Kurnaz etwa wurde diesem trotz eines entsprechenden Angebots der US-Regierung die Einreise nach Deutschland verweigert, so dass dieser insgesamt über fünf Jahre im Internierungslager Guantanamo Bay verbringen musste. Die Argumentation der Bundesregierung lautete, Kurnaz habe es versäumt, rechtzeitig den notwendigen Antrag zu stellen.

Im Jahr 2023 können deutsche Staatsbürger*innen visafrei in 190 Länder reisen. Währenddessen wird die Differenz zwischen dem Globalen Norden und dem Globalen Süden immer größer. Staatsbürger*innen von Angola, Kamerun und Laos dürfen etwa 50 Länder visafrei bereisen. Inhaber*innen eines syrischen, irakischen oder afghanischen Passes sind mit 27 bis 30 visafreien Einreisemöglichkeiten Schlusslichter des Pass-Indexes.
Angesichts des Klimawandels, der ungleichen Verteilung von wirtschaftlichen Ressourcen und der Vielzahl bewaffneter Konflikte ist mit einer starken Zunahme der weltweiten Migration in den nächsten Jahrzehnten zu rechnen.

Vor diesem Hintergrund wird HOTEL UTOPIA den Wert von Pässen und damit letztendlich von Menschen unterschiedlicher Nationalitäten in der "Wertegemeinschaft EU", insbesondere in Deutschland, untersuchen.

Presse


„Mudra ist eine unermüdliche investigative Tiefenbohrerin.“

Sabine Leucht, SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, 7. NOVEMBER 2023

“Hotel Utopia versetzt das Publikum eindringlich in die Lage von Migrantinnen und Migranten, ist eine mit aller immersiver Kraft vorangetriebene Einübung in Empathie und Solidarität.”

Michael Stadler, ABENDZEITUNG, 7. NOVEMBER 2023

"Unerträglich wird das Stück, wo aus den Lautsprechern „Freude, schöner Götterfunken“ durchs Gebäude hallt. Vertonte, an diesem Ort geradezu abstoßende Feierlichkeit, die bedrückender nicht sein könnte. (...)
Doch gerade das Abstoßende zieht einen in das Stück hinein. Und es macht die Inszenierung von Christiane Mudra und ihrem Team so stark und eindrücklich. Denn dass hinter der Absurdität des Abends reale Schicksale stecken, merken die Ausländer:innen auf Zeit in jeder Minute. Wenn sie am Ausgang ihren fiktiven Pass wieder gegen den eigenen eintauschen, werden sie die Fragen wohl noch länger beschäftigen."

Anna Biselli, NETZPOLITIK, 1. Dezember 2023


"Überforderung und Hoffnungslosigkeit machen sich breit, auch wenn es für uns nur ein Spiel ist. (...) dass man im Nationalitätenlotto Glück haben sollte, das wird überdeutlich."


Christiane Wechselberger, MÜNCHNER FEUILLETON, 10. NOVEMBER 2023

"die Investigativ-Theatermacherin Christiane Mudra hat für die Berliner Premiere (...) den mutmaßlich perfekten Ort gefunden: In ein jüngst saniertes, monumentales Treppenhaus des ehemaligen Flughafens Tempelhof ist ihr "interaktives Gesellschaftsspiel über Grenzen, Bürokratie und den Wert von Pässen" eingezogen.
Ein ausgeklügeltes Datensystem sorgt dafür, dass die ganz oben, im sechsten Stock, wissen, was die ganz unten bescheinigt haben. Fehlt etwas, geht's nicht weiter. Dann heißt es wieder: Schlangestehen, warten und erneut erklären, was man will."

Janis El-Bira, NACHTKRITIK, 30. NOVEMBER 2023

„Im September zeigte Mudra in vier Wohnungen in Neukölln „Selfie & Ich“, einen klugen Theaterabend über psychische Erkrankungen und die Leistungsgesellschaft. (...)
Auch diesmal hat sie sich wieder ein ungewöhnliches Format einfallen lassen. In einem interaktiven Spiel machen die Zuschauer:innen ihre eigenen Grenzerfahrungen (...)

Die neue Performance simuliert behördliche Vorgänge und zeigt Einzelschicksale. Sie hinterfragt aber auch die globale Verteilung von Ressourcen, das Konstrukt der Nation und die Geschichte des Passes als eine von Inklusion und Exklusion.“

Sandra Luzina, TAGESSPIEGEL, SPIELZEIT, NOVEMBER 2023

"Immer basieren die Arbeiten auf extensiver Recherche. Das zusammen mit dem immensen organisatorischen Aufwand, originellen Schauplätzen, technisch und zeitlich minutiös ausgearbeiteten Abläufen zeichnen die Inszenierungen Mudras aus. (...)
angesichts der zahllosen Formulare, der Beamtensprache und der unverständlichen Regelungen kann man der Ohnmacht und Überforderung gar nicht entkommen.
Einmal mehr verlangt Regisseurin Christiane Mudra ihrem Publikum einiges ab an diesem Abend in den Transiträumen des alten Flughafens. Ein Ort, der kaum besser passen könnte, um sich mit Grenzen, Bürokratie und Staatsangehörigkeit auseinanderzusetzen – und der Frage, was ein Pass und der Mensch dahinter wert ist."

Amelie Sittenauer, TAZ, 2. Dezember 2023


„Mudra ist eine unermüdliche investigative Tiefenbohrerin.“

Sabine Leucht, SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, 7. NOVEMBER 2023

“Hotel Utopia versetzt das Publikum eindringlich in die Lage von Migrantinnen und Migranten, ist eine mit aller immersiver Kraft vorangetriebene Einübung in Empathie und Solidarität."

Michael Stadler, ABENDZEITUNG, 7. NOVEMBER 2023

„Im September zeigte Mudra in vier Wohnungen in Neukölln „Selfie & Ich“, einen klugen Theaterabend über psychische Erkrankungen und die Leistungsgesellschaft. (...)
Auch diesmal hat sie sich wieder ein ungewöhnliches Format einfallen lassen. In einem interaktiven Spiel machen die Zuschauer:innen ihre eigenen Grenzerfahrungen (...)

Die neue Performance simuliert behördliche Vorgänge und zeigt Einzelschicksale. Sie hinterfragt aber auch die globale Verteilung von Ressourcen, das Konstrukt der Nation und die Geschichte des Passes als eine von Inklusion und Exklusion.“

Sandra Luzina, TAGESSPIEGEL, SPIELZEIT, NOVEMBER 2023


"Überforderung und Hoffnungslosigkeit machen sich breit, auch wenn es für uns nur ein Spiel ist. (...) dass man im Nationalitätenlotto Glück haben sollte, das wird überdeutlich."


Christiane Wechselberger, MÜNCHNER FEUILLETON, 10. NOVEMBER 2023

"die Investigativ-Theatermacherin Christiane Mudra hat für die Berliner Premiere (...) den mutmaßlich perfekten Ort gefunden: In ein jüngst saniertes, monumentales Treppenhaus des ehemaligen Flughafens Tempelhof ist ihr "interaktives Gesellschaftsspiel über Grenzen, Bürokratie und den Wert von Pässen" eingezogen.
Ein ausgeklügeltes Datensystem sorgt dafür, dass die ganz oben, im sechsten Stock, wissen, was die ganz unten bescheinigt haben. Fehlt etwas, geht's nicht weiter. Dann heißt es wieder: Schlangestehen, warten und erneut erklären, was man will."

Janis El-Bira, NACHTKRITIK, 30. NOVEMBER 2023

"Immer basieren die Arbeiten auf extensiver Recherche. Das zusammen mit dem immensen organisatorischen Aufwand, originellen Schauplätzen, technisch und zeitlich minutiös ausgearbeiteten Abläufen zeichnen die Inszenierungen Mudras aus. (...) angesichts der zahllosen Formulare, der Beamtensprache und der unverständlichen Regelungen kann man der Ohnmacht und Überforderung gar nicht entkommen.
Einmal mehr verlangt Regisseurin Christiane Mudra ihrem Publikum einiges ab an diesem Abend in den Transiträumen des alten Flughafens. Ein Ort, der kaum besser passen könnte, um sich mit Grenzen, Bürokratie und Staatsangehörigkeit auseinanderzusetzen – und der Frage, was ein Pass und der Mensch dahinter wert ist."


Amelie Sittenauer, TAZ, 2. Dezember 2023

"Unerträglich wird das Stück, wo aus den Lautsprechern „Freude, schöner Götterfunken“ durchs Gebäude hallt. Vertonte, an diesem Ort geradezu abstoßende Feierlichkeit, die bedrückender nicht sein könnte. (...)
Doch gerade das Abstoßende zieht einen in das Stück hinein. Und es macht die Inszenierung von Christiane Mudra und ihrem Team so stark und eindrücklich. Denn dass hinter der Absurdität des Abends reale Schicksale stecken, merken die Ausländer:innen auf Zeit in jeder Minute. Wenn sie am Ausgang ihren fiktiven Pass wieder gegen den eigenen eintauschen, werden sie die Fragen wohl noch länger beschäftigen."

Anna Biselli, NETZPOLITIK, 1. Dezember 2023


Credits

Konzept, Recherche, Text und Regie:
Christiane Mudra


Mit
Meriam Abbas
Sebastian Gerasch
Gabriele Graf
Melda Hazırcı
Ariella Hirshfeld
Richard Manualpillai
Waki Meier


System-Architektur und Game Design: Markus Schubert
Kostüm/ Pässe: Sarah Silbermann
Raum/Requisite: Julia Kopa
Lichtdesign und Technische Leitung: Peer Quednau
Video/Flyer/Plakat: Yavuz Narin
Produktion: ehrliche arbeit - freies Kulturbüro
Regieassistenz: Andre Alkapon
PR: Kathrin Schäfer Kultur PR
Social Media: Casey Tower
Mitarbeit Produktion: Ulrich Zentner
Grafik Programmheft: Jara López Ballonga
Fotos: Verena Kathrein

Eine Produktion von Christiane Mudra / investigative theater
gefördert durch die Optionsförderung der Landeshauptstadt München.

Die Berlin-Premiere in Kooperation mit dem Ballhaus Ost wird gefördert aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds.