SELFIE ICH

Psychische Erkrankungen, Leistungsgesellschaft
und Glücksterror

von Christiane Mudra


"Mudra bedient dabei weder Voyeurismus, noch zwingt sie die Zuschauer in eine Betroffenheit. Der beeindruckende Abend erzählt, was ist, und macht die Tür auf zu einem größeren Verständnis. (...) Für ihre Recherche hat Mudra mit Betroffenen gesprochen und aus Interviews von je sechs bis acht Erkrankten vier Figuren entwickelt. Sie sprechen über sich selbst, Experten der eigenen Sache - das ist die eine Stärke des Abends, der noch bis zum 4. Dezember zu sehen ist.
Die andere ist, dass Mudra versteht, ihre Recherchen in Theatersprache zu übersetzen. (...) Am Ende des Abends ist man aufgewühlt, aber dem Begreifen so nah wie nie."

"Christiane Mudra hat ein Theaterprojekt der anderen Art entwickelt: Das Publikum wird in Privatwohnungen gelotst, wo es von Gefühlen und Wünschen psychisch Kranker erfährt – alle Opfer von Leistungsgesellschaft und Glücksterror.
(...) Während allgemein der Alkoholkonsum in Deutschland seit Jahren leicht zurückgeht, steigt er bei einer Gruppe an: Bei Akademikerinnen mit hohem sozioökonomischem Status – so heißt es in der Sound-Collage, die Christiane Mudra höchst sensibel aus Informationen, Interviewsplittern von Betroffenen und den dahinfließenden Gedanken ihrer Protagonisten komponiert hat. (...)
Zwischen Selfie und ich gähnt ein Abgrund, sagt Mudra mit ihrer Performance. Sie führt ihr Publikum (...) in Sound und Darstellung an die sonst so wirkungsvoll versteckten psychischen Auswirkungen der hochgetunten Dauerleistung heran und konfrontiert es auf den Spaziergängen durch den Haidhauser Abend über Audio mit dem authentischen Fall eines Schizophreniepatienten.
Dieser Fall und auch jene Menschen hinter den Wohnungstüren von "Selfie&Ich" werden einem noch lange nachgehen.

Sven Ricklefs, B2 Kulturwelt, 25. November 2022


"Die Geschichten entstammen Interviews mit Betroffenen und das Gefühl, in deren intimen Lebensbereich eingedrungen zu sein, schärft die Sinne, wühlt aber auch auf. Dieser dramaturgische Kniff wird unterstützt von einem ausgefeilten 3D-Sounddesign. (...)
Dann hört man die Dokumentation über einen Mann, (...) der nur knapp der Euthanasie entging. (...)
Gerade in diesem Versuch der Vollumfänglichkeit ein ebenso ungewöhnliches wie intensives Erlebnis.
"


Credits


Recherche, Text und Regie: Christiane Mudra

Sprecher*innen:
Betroffene, die anonym bleiben möchten
Gabriele Graf
Sebastian Gerasch
Melda Hazırcı
Murali Perumal

Stefan Lehnen
Christiane Mudra

3D Sound Design: Martin Rieger
Fachberatung und Mitarbeit Recherche Tina Hofmann
Ausstattung: Sarah Silbermann

Körperschall und Licht Design: Peer Quednau
CGI/VFX: Yavuz Narin
Grafik: Jara López Ballonga
Fotos: Verena Kathrein
Regieassistenz: Daniela Gancheva
Produktion: ehrliche arbeit - freies Kulturbüro
Presse: Kathrin Schäfer KulturPR